Philosophie zur Brotzeit
Traditionell veranstaltete der Kreisfeuerwehrverband unter dem Motto „Tut was Eures Amtes ist“ am vergangenen Freitag seinen Jahresabschluss. 94 Kommandanten, Ehrenmitglieder, Vertreter der Polizei und der verschiedenen Hilfsorganisationen folgten der Einladung des KFV-Vorsitzenden Helmut Wibel in den Murrer Bürgersaal. Neben einem Jahresrückblick des Vorsitzenden stand der Auftritt des freischaffenden Bühnenkünstlers Thomas Weber im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Als cholerischer, stets überarbeiteter Gastwirt „Bruno Brudller“ gibt der „Kabirinett-ist“ den Gästen unmissverständlich zu verstehen, dass jetzt die Zeit für Feierabend – und nicht etwa ein für ein weiteres Most-Viertele – gekommen sei. Hyperaktiv, energisch und ungeduldig schreitet der Wirt zur Tat und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Klaussssss soll endlich leer trinken, Manu ihm bei der Arbeit helfen, Andy das Besteck aufheben und Jochen nicht so viel telefonieren. Beim hektischen Treiben fliegen Stühle und Kutterschaufeln durchs Lokal, der Choleriker tut alles, um seinen Gästen den weiteren Aufenthalt im Wirtshaus zu vermiesen.
Schließlich bietet der garstige Wirt den Kompromiss an und stellt für weitere Bestellungen eine Bedingung: Alle helfen mit, die Aufräumzeit verkürzt sich damit von drei Stunden auf gerade mal zwei Minuten, so dass er dennoch rechtzeitig schließen kann. Und wenn ihm seine Gäste tatsächlich ein wenig zur Hand gehen, verspricht er ihnen allen eine gute Brotzeit. Vom Gurkentrupp Uschi und Martin, über den Brettles-Verantwortlichen bis zum Rettichbeauftragten Helmut helfen unzählige Hände mit, um die Gäste in kürzester Zeit mit einem deftigen Vesper zu versorgen.
Wer sich bis hierher vom gestressten Bruno nicht vertreiben ließ, lernt nun den weichen Kern des Bruddlers kennen. In der von ihm hochgeschätzten Brotzeit wandelt er sich urplötzlich zum tiefsinnigen, schwäbischen Philosophen. Was ist die Zeit? Man kann sie nicht essen, nicht trinken und nicht in die Hand nehmen - allenfalls totschlagen. Warum ist sie nicht überall gleich? Sie ist so relativ, wenn man doch die Stunde im Kino mit der Stunde beim Zahnarzt vergleicht.
Und plötzlich ist es 21:13 Uhr, genau noch zwei Minuten bis Ladenschluss. Bruno reißt sein Publikum aus dem philosophischen Sinnieren und erinnert an den Deal vor der Brotzeit. Alles rennt, wie kleine Ameisen wuseln die Gäste durch den Saal und sammeln Vesperbretter, Essensreste und Besteck. Und Bruno schaut entspannt auf die Uhr: Pünktlich Feierabend! Der Vorhang fällt.